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Montag, 31. Oktober 2011

Die Gedanken II

Auch nach 2 Monaten hält sich meine Begeisterung für dieses Land in Grenzen.
Es liegt wohl daran, dass ich ursprünglich eigentlich nach Japan wollte - drum suche ich wohl diese Ähnlichkeit… Doch das wird vergebens bleiben, denn China und Japan sind so unterschiedlich – Dies wusste ich, aber jetzt habe ich es „am eigenen Leib“ zu spüren bekommen. Das Verhalten der Menschen hier ist ganz anderes als das der netten und zurückhaltenden Japaner. Ob das für ganz China gilt kann ich nicht sagen, aber so wie die Menschen hier sich verhalten ist es eher unverschämt und arrogant – Es wird geschubst und gedrängelt ohne Gnade auf Verluste oder Tote – und je höher das Alter der Herrschaften wird, desto frecher werden sie(!), zumindest wenn man die Leute in der freien Wildbahn trifft. Hat man diese in einer Konversation, sind sie dann ganz anders zu dir, da sind sie nett und neugierig. Dieses passt irgendwie sogar nicht zusammen.
Shanghai ist eher westlicher Stil (Wie wir es gelernt haben) daher sieht man bzw. fühlt man nicht viel von dem „asiatischen“ Feeling (Außer den Überbleibsel der Altstadt). Man sieht nur schmutzige und schlecht konstruierte Straßen und Häuser, was nicht sehr hübsch ist und was auch total nervig ist, da sich jeder Fußmarsch zu einem Jump & Run Spiel entwickelt – um unteranderem den Löchern und losen Steinen auf den Straßen auszuweichen und den Leuten, die dich umbringen wollen (nicht absichtlich, hoffe ich!), zu entkommen. Auch die Sauberkeit in den Häusern und den Geschäften wird nur grob berücksichtigt, denn - auch wenn da immer und zu jeder Tageszeit Menschen im blauen Anorak mit einem Besen bewaffnet alles wegkehren, was sie auf dem Weg finden (die machen auch kein Halt vor Ausländer(!)) - man trifft immer wieder auf Krabbeltiere jeglicher Art.
Dass der Verkehr ein Fall für sich ist, weiß man ja (Eigentlich herrscht dieselbe Straßenverkehrsordnung wie in Deutschland – Eigentlich -). Aber dieses unerträgliche, ständige und vor allem sinnlose Hupen treibt einen voll in den Wahnsinn, oder bei einem unerwartetem Hupen zum Herzinfarkt. Unglaubwürdig, dass es seit der Expo 2010 deutlich abgenommen hat, da man für jedes grundlose Hupen Geldstrafen bekam.

Je länger ich hier bin, desto mehr vermisse ich Deutschland - die Sauberkeit, die Stille auf den Straßen und vor allem die Ordnung – die hier wohl nicht existiert (!) Hier gilt zwar auch „Was nicht passt wird passend gemacht“ doch dazu kommt noch: „Wenn es dennoch nicht passt, wird es halt so gelassen wie es ist, und fertig!“ Hier schummelt man sich einfach alles zu Recht (aber irgendwie ist das ganz lustig); vom Kleidungstiel (Die Damen kombinieren einfach alles: Gelbe Sportschuhe, Strumpfhosen, Minirock, Wollkragenpullover mit seltsamen dünnen Handschuhen plus Brillen ohne Gläser) über Möbel/Einrichtung bis hin zu ganzen Häusern. Auch unsere Wohnung sieht ziemlich nach Patchwork aus. Von den ganzen Wänden (der Wohnung) fällt die verkrustete Farbe ab und diese sind überall verschimmelt – aber das scheint hier keinen zu stören. Im Badezimmer lebt eine Horde Kakerlaken plus Verwandtschaft. Dieses war wohl der größte Schock von allen.
Aber wenn man das Chaos nun täglich zu sehen bekommt, blendet das Gehirn es eines Tages (zum Glück) aus, so, dass man es nicht mehr wahrnimmt und es gut ignorieren oder beziehungsweise verdrängen kann.

Am Anfang und auch jetzt noch fühlt man sich hier fremd und nutzlos aber so langsam zeigt sich ein Rhythmus des Alltages, der recht gut zu überleben ist. Heimweh oder ähnliches hat kaum eine Chance sich zu zeigen, da es heutzutage viele Kommunikationsmöglichkeiten gibt um immer mit seiner Familie im Kontakt zu bleiben. Nur der Zeitunterschied von sechs-, nachher im Winter sieben Stunden, ist etwas unvorteilhaft.
Man hat auch Freunde gefunden mit denen man sich gut versteht und mit denen man zusammen lachen und etwas gemeinsam unternehmen kann, was das Chaos/Leben hier erträglicher macht, da man sich nicht mehr ganz alleine oder verloren fühlt.
Aber ich glaube, sobald man seinen Platz in diesem Rhythmus gefunden hat, kann man sich hier (und auch an jedem beliebigen Ort auf der Welt) wohl fühlen…
Und genau das ist es! Ich weiß nicht, ob ich den finden möchte… wohl aus Angst, dass es mir hier doch gefallen könnte und dass ich nicht mehr wieder zurück (nach Hause) möchte… (Wie viele Leute berichten, die für eine längere Zeit im Ausland waren und sowas erlebt haben). Denn obwohl es hier so chaotisch, schmutzig, laut und groß ist, (was wohl auf fast jede Großstadt zutrifft) hat es auch hier viele Vorteile und es ist doch ganz Reizvoll, weil es sich hier finanziell super leben lässt. Die Nahrungsmittel kosten weniger als die Hälfte und die Kleidung/Markenkleider sind günstiger/gleich günstig wie in Deutschland. Und wenn man eine deutsche Firma als Arbeitgeber hat, lebt man hier vergleichsweise wie ein König. Da das Land noch am blühen ist, wird nach ausländischen Arbeitern förmig geschrien. Es hat auch Vorteile die Kinder hier auf die Schule gehen zulassen, wie ich es beispielsweise an den deutschen Familien, die ich kennen lernte, gesehen habe.
Die Kommunikation ist hier weniger das Problem, da man sich super mit „Händen und Füßen“ verständigen kann.
Je länger man hier ist und auf viele Fragen bezüglich der Herkunft und das Leben in Deutschland antworten muss, werden einem erst die Unterschiede und die Sichtweisen klar und desto mehr vermisse ich das Land und deren Vorteile, und kann es kaum abwarten wieder zurück zu kehren.

2 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

:/
Dir sollte bewusst sein, dass du hier in Deutschland auch von sehr vielen Menschen ganz schön vermisst wirst..

Ich hoffe die Zeit geht schnell rum und dass wir dich bald wieder hier haben ..
Die Chinesen können dich bestimmt nichtmal richtig durchknuddeln -.-

Robert hat gesagt…

Hey :)

Tut mir leid zu hören, dass dir so vieles so negativ aufstößt. Nichts desto trotz denke ich, dass auch die negativen Erfahrungen ein Teil des Projekts "Auslandsaufenthalt" sind - und wenn sie dir nur helfen Deutschland ein wenig lieber zu haben ;)

Genieß die schönen Dinge, vor allem das Essen (oh Gott wie gern würde ich jetzt in Shanghai essen gehen!). Und vielleicht lauert sogar noch die ein oder andere Überraschung auf dich, man kann sich in das Land auch auf den zweiten Blick verlieben ;)

Mal sehen wie du denkst wenn du wieder heim kommst :)

Ganz liebe Grüße,
Robert ;)